Praxis / Checklisten: Wie fliegt man einen Gyro?

Tragschrauber

Technik
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vx = Geschwindigkeit schnellstes Steigen; vy = Geschwindigkeit steilstes Steigen;
RPM = Umdrehung pro Minute (Motor); R-RPM = Umdrehung pro Minute (Rotor)


Motor starten
Run-up
Pre-Rotate
Start
Landung (normal)
Landung (kurz)
Landung (kurz), Variante 'anschleichen'
Rollen mit stehendem Rotor
Rollen nach der Landung (normal)
Rollen mit drehendem Rotor (wenn Piste sofort frei gemacht werden soll)
Rollen mit schnell drehendem Rotor (für Fortgeschrittene)
Abfangen nach Steigflug / Übergang in Sinkflug

Flugverhalten
Wie auf der "Technik-Seite" erwähnt, unterscheidet sich die "Bedienung" eines Tragschrauber im Flug wenig von der eines Flächenflugzeugs. Er wird mit Knüppel (Längs- & Querachse), Pedalen (Hochachse) und Gas gesteuert. Einmal getrimmt, fliegt er fast von selbst - und bei turbulenten Verhältnissen deutlich 'friedlicher' als ein FW.
Was definitiv anders ist: Wie jedes Rotor-Fluggerät 'rüttelt' der Gyro ständig mehr oder weniger stark (-> Technik / Schlaggelenk).

Die nachstehenden Verfahrensschritte treffen zwar nur auf ein bestimmtes Baumuster exakt zu, stimmen sinngemäss jedoch für die meisten Tragschrauber.

Motor starten (Einspritzer-Automotoren haben keine Magnete, keinen Choke und keine Vergaservorwärmung)
  • Offene Gyros: Helm fest / Taschen zu / Gurte fest
  • Gyros mit Kabine: Gurte fest / Haube bezw. Türen zu
  • Bremse betätigen, falls möglich verriegeln
  • Gas auf Leerlauf
  • Choke je nach Aussen- und Motorentemperatur
  • Magnetos (beide) ON
  • Raum hinter dem Gyro überprüfen, dann rufen "Propeller frei!"
  • Motor starten
  • Gas dosieren (Griff festhalten)
  • Öldruck muss kommen

Run-up (Entfällt bei Einspritzer-Automotoren. Bei diesen wird gewartet, bis das Kühlwasser warm genug ist.)
  • Öltemperatur überprüfen, falls OK ->
  • Umgebung überprüfen, falls frei ->
  • Motor auf Run-up-Drehzahl
  • Magnetos rechts OFF -> Drehzahl ca. -200 RPM
  • Magnetos links OFF -> Drehzahl ca. -200 RPM
  • Magnetos ON, Vergaservorwärmung ein -> Drehzahl ca. -200 RPM
  • Vergaservorwärmung aus, Gas weg -> Motor läuft im Leerlauf rund

Pre-Rotate (Rotor vorbeschleunigen)
  • An sinnvolle Startposition rollen (zB. am Holdingpoint schräg stellen, dass direkt auf die Piste gerollt werden kann)
  • Wo vorhanden: Schalter "Park/Flug" auf "Flug"
  • Wo vorhanden: Rotorbremse lösen
  • Motor auf Prerotate-Drehzahl (ca. 2000 RPM)
  • Prerotator sanft ankuppeln
  • Kupplungsdruck langsam erhöhen, Gas nachführen
  • Sobald der Rotor mehr als 100 R-RPM hat, ist die Gefahr des 'blade flapping' vorüber
  • Startfreigabe verlangen oder im Funk durchgeben, dass man auf die Piste rollt
  • Bremse lösen, langsam beschleunigend auf die Mittellinie der Piste rollen
  • Dort Rotor langsam anstellen, bei Seitenwind etwas 'in den Wind hängen' lassen
  • Mit Prerotator und Fahrtwind auf über 150 R-RPM* beschleunigen .. (*hängt vom Prerotator ab, gute erreichen gegen 300 R-RPM)

Start
  • .. dann Knüppel ganz nach hinten, Prerotator loslassen, Vollgas (= erst ab ca. 200 R-RPM, siehe oben)
  • Sobald das Bugrad abhebt, Knüppel dosiert nach vorn, dass der Gyro nicht ganz abhebt, sondern auf dem Fahrwerk beschleunigt
  • Bei ca. (= nicht vor) vy abheben, unmittelbar über der Piste horizontal fliegend auf vx beschleunigen
  • Mit vx wegsteigen

Wo zulässig, werden Volten mit Gyros 'short & low' geflogen, dh. auf ca. 300 ft AGL und in weniger als dem halben Abstand der Normalvolte.

Landung (normal)
  • Motor auf Standgas (Power off) sobald sicher ist, dass die Pistenschwelle erreicht werden kann
  • Anflug bis zum Level off mit vx
  • Level off unmittelbar über der Piste (1 m GND oder weniger)
  • Im Horizontalflug Rotordrehzahl 'aushungern' lassen, bis das Hauptfahrwerk aufsetzt
  • Im Rollen Knüppel leicht ziehen, bis sich die Nase senkt.

Landung (kurz)
  • Motor auf ca. 3000 RPM (hängt vom Typ ab)
  • Anflug bis kurz vor Level off mit vx, dann (mit zunehmend Gas!) auf ca. 60 km/h verlangsamen
  • Langsamer Überflug unmittelbar über Grund bis kurz vor den gewünschten Aufsetzpunkt
  • Dort Gas weg und Rotordrehzahl 'aushungern' lassen, bis das Hauptfahrwerk aufsetzt
  • Im Rollen Knüppel leicht ziehen, bis sich die Nase senkt.

Landung (kurz), Variante 'anschleichen'
  • Bis knapp über Grund sinken
  • Anflug auf dieser Höhe quer oder in Gegenrichtung zur Landung mit minimal vx
  • Kurz vor dem gewünschten Aufsetzpunkt mit Steilkurve Rotor 'aufladen'
  • Dort Gas weg und Rotordrehzahl 'aushungern' lassen, bis das Hauptfahrwerk aufsetzt
  • Im Rollen Knüppel leicht ziehen, bis sich die Nase senkt.

'Rollen' mit dem Gyro ist der Stoff für erbitterte Fehden. Der Grund liegt darin, dass ein Grossteil der Vorfälle - zumindest in Deutschland - beim Rollen passieren. Bei diesen Vorfällen wird in der Regel der Gyro umgeschmissen und mindestens der Rotor zerstört.

Rollen mit stehendem Rotor
  • Rotor in Fahrtrichtung und ganz nach vorne blockiert halten
  • Langsam und sorgfältig rollen, dass der Rotor durch Schläge mechanisch nicht stark belastet wird

Rollen nach der Landung (normal)
  • Gyro anhalten
  • Knüppel nach vorne, Rotor 'in den Wind hängen' lassen
  • Wo vorhanden: Rotorbremse betätigen
  • Warten, bis Rotor praktisch still steht
  • Weiter wie unter "Rollen mit stehendem Rotor"

Rollen mit drehendem Rotor (wenn Piste sofort frei gemacht werden soll)
  • Rotor möglichst horizontal stellen, allenfalls etwas 'in den Wind hängen' lassen
  • Langsam und sorgfältig rollen
  • Wo vorhanden: Rotorbremse betätigen
  • Kurven langsam angehen, falls erforderlich Rotorneigung in den Wind korrigieren
  • Sobald Piste frei ist, weiter wie unter "Rollen nach der Landung (normal)"

Rollen mit schnell drehendem Rotor (für Fortgeschrittene)
  • Mit ausreichend Gas zügig rollen
  • Dabei Rotor so anstellen, dass die Drehzahl weit über der Blade-flapping-Drehzahl bleibt (>150 R-RPM)
  • In den Kurven Rotorneigung korrigieren
  • Sobald gewünschter Punkt erreicht ist, weiter wie oben

Bei einem sauber konstruierten Gyro gibt es nur ein Manöver, das praktisch immer zu verheerenden Folgen führt: den Rotor zu schnell entlasten (zero G situation). Darum ist bei Manövern, bei denen der Knüppel nach vorn gestossen wird, immer Vorsicht geboten.

Abfangen nach Steigflug / Übergang in Sinkflug
  • Bei hoher Motorleistung: Gas reduzieren
  • Knüppel sanft nach vorn
  • Gleichzeitig Kurve einleiten bietet zusätzliche Sicherheit. Im Kurvenflug ist der Rotor immer höher belastet als im Geradeausflug.

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   Letzte Änderung: Januar 2012